Warum die eng bemessenen Verkehrsflächen im Stadtgebiet mit der Pflanzung von Bäumen weiter beschneiden? Wenn neben Fußgängern, Autofahrerinnen, Radlern und Öffi-Nutzerinnen auch noch Holzgewächse um den Platz buhlen, kann sich der Raumkonflikt ja nur weiter verschärfen, oder?

Jeder, der schon einmal in der prallen Sommersonne auf den Bus oder inmitten einer großen Kreuzung am Rad auf eine grüne Ampel gewartet hat, wird widersprechen. Stadtbäume haben eine Vielfalt wichtiger Funktionen für die lokale Bevölkerung wie für die Erde insgesamt.

In Zeiten des spürbaren Klimawandels (in Österreich 13 überdurchschnittlich warme Monate in Folge von April 2018 bis April 2019) [1] sichern sie die Aufenthaltsqualität auf der Straße, spenden Schatten, filtern Feinstaub und regulieren das Mikroklima. Sie kühlen ihre Umgebung unmittelbar durch das Verdampfen von Wasser und binden CO2. [2] Mit all diesen Funktionen wirken sie dem Klimawandel einerseits entgegen und helfen andererseits, seine immer stärker spürbaren Auswirkungen zu lindern.

Dass in Graz auch abseits der Parks und Stadtränder Bäume gepflanzt werden müssen, ist im aktuellen Stadtentwicklungskonzept festgeschrieben („Erhöhung des Baumbestandes im dicht verbauten Stadtgebiet“ [3]) und damit wie die Durchgrünung der Stadt generell eine politisch beschlossene Maßnahme. Die Begrünung von Haltestellen und Plätzen ist im Gegensatz zu Tiefgaragendächern jedoch nicht explizit erwähnt und lässt die Einsicht vermissen, dass Pflanzen auch zu einer zukunftsfähigen Verkehrspolitik beitragen können.

Seit April 2019 fördert die Stadt zwar die Pflanzung von Bäumen auf Privatgrundstücken, [4] den Verkehrsteilnehmer*innen hilft das aber unmittelbar wenig. In stark befahrenen Straßenschluchten wie der Merangasse oder der Josef-Huber-Gasse sowie auf Asphaltwüsten wie dem südlichen Griesplatz ist die Situation für Anrainerinnen und Passanten jetzt schon prekär, bei steigenden Temperaturen wird sie sich ohne Gegensteuern weiter verschlechtern. Wenn das Zufußgehen, das Warten auf den Bus oder das Radfahren in einer aufgeheizten Stadt unzumutbar wird, werden sich viele für Stau im gekühlten Auto entscheiden und damit zur weiteren Aufheizung beitragen.  

Eine mutige Umsetzung von Begrünungsmaßnahmen auch und gerade an öffentlichen Verkehrsflächen lohnt sich für Graz, wie der Blick in andere Städte zeigt. Kopenhagen hat mit dem Rückbau von Straßenflächen und dem Begrünen von Plätzen das Risiko gewaltiger Schäden durch Starkregen reduziert, [5] von Leverkusen bis Barcelona drängen Bäume zurück ins Straßenbild. München zeigt mit der Wanderbaumallee jährlich, welche Atmosphäre sich mit Bäumen in grauen Straßenzügen schaffen lässt. [6]

Grünere Verkehrsflächen sind auch in Graz möglich! 200 zusätzliche Bäume pro Jahr entlang von Straßen und die Attraktivierung von Haltestellen und Plätzen sind ein wichtiger Beitrag für eine Stadt, die auch in Zukunft lebenswert ist!