4. Ein Radschnellwege-Netz
Wir fordern:
pro Jahr Errichtung von mind. 10 km durchgehender, breiter, baulich getrennter Radschnellwege entlang von / parallel zu allen Vorrangstraßen, mit Anbindungen für Radpendler*innen aus dem Umland
Daten & Fakten
Aktuelle Situation
0 Radschnellwege
13 Hauptradrouten mit insgesamt 94 km Länge (Quelle: Stadt Graz)
11 Projekte zur Ausweitung und Verbesserung des Radwegenetzes im Jahr 2018 (Quelle: Leistungsbericht des Hauses Graz)
Definitionen
schnell möglichst geradlinig, ohne Kreuzungen im Nachrang
breit ca. 3 m Breite, ohne Hindernisse
baulich getrennt ideal auf auf eigenen Trassen (Radwege, Fahrradstraßen), sonst durch Kanten, Pfosten oder erhöhte Bodenmarkierungen
Der Marburger Kai könnte Teil des Radschnellwege-Netzes sein. Quelle: www.pseiner.photo
Hintergrund
Warum braucht Graz ein modernes Radschnellwege-Netz?
Basierend auf den Beschlüssen der Stadt Graz, den Modal Split zu Gunsten der aktiven Mobilität und des Öffentlichen Verkehrs zu verschieben, ist es erforderlich, ein sicheres, komfortables und zügiges Radwegenetz für Alltagsradfahrende zu errichten. Der Bestand in Graz, der über Jahrzehnte eher zufällig gewachsen ist, weist sehr viele Lücken und ungünstige Routenführungen auf. In den letzten Jahren ist einiges passiert, jedoch bedarf es hier deutlich mehr Anstrengungen. Zurückbauten, wie in der Eggenberger Straße, sind wenig hilfreich.
Wie muss ein modernes Radschnellwege-Netz aussehen?
- Die vorhandene Radwegbreite muss sich am Bedarf orientieren. Die in den Richtlinien und Vorschriften für das Straßenwesen (RVS) beschriebenen Mindestmaße reichen nicht aus. Je nach Frequenz sind 0,5 bis 1,5 m zusätzlich notwendig, um den Radverkehr abzuwickeln.
- Lücken im Routennetz behindern den Verkehrsfluss und halten viele potenzielle UmsteigerInnen ab. Daher ist besonders zentrumsnah ein lückenloses Netz unbedingt notwendig.
- Die in Graz verbreiteten gemischten Gehradwege (GRW) können nur einen geringen Bedarf befriedigen. Steigt die Frequenz bei einer oder beiden Nutzer*innengruppen, kommt es schnell zu Konflikten. Ebenso ineffektiv sind Radrouten durch eine Fußgänger*innen-Zone.
- Das Wegenetz muss sich weiter vom Stadtzentrum ausdehnen und auch die Stadtgrenze überschreiten, da sich technisch bedingt die Reichweite der Alltagsradelnden permanent vergrößert.
- Routenführungen in der Stadt müssen von Engstellen und Hindernissen (wie z.B. Parkautomaten, Verkehrstafeln, Lichtmasten, Reklametafeln, zu großem Bushaltestellenmobiliar, in die Fahrbahn ragende Sitzmöbel, etc.) befreit werden, um einen flüssigen Verkehr zu ermöglichen.
- Unfallschwerpunkte müssen zeitnah beseitigt werden und beim Neubau ist darauf zu achten, keine neuen wieder einzubauen.
- Ampelschaltungen sind so umzustellen, dass Radfahrende eine möglichst lange Grünphase haben. Das kann auch durch optimierte Räumzeiten realisiert werden (eigene Radampel). Kontaktampeln, bei denen man auf eine günstige Phase für den Kfz-Verkehr (MIV) warten muss, sind auf Radrouten unbrauchbar.
- Neue Möglichkeiten im Verkehrsraum, wie Radstraßen und Begegnungszonen, sind unbedingt anzuwenden. Abschnitte mit Schrittgeschwindigkeit auf Hauptrouten sind ebenfalls unbrauchbar.
- Bei Neubauten ist eine Priorisierung wie folgt einzuhalten: zuerst aktive Mobilität, dann öffentlicher Verkehr und zuletzt fahrender und ruhender MIV, da diese auf Jahre das Verkehrsverhalten in diesem Bereich beeinflussen. Getrennte Radverkehrsanlagen sind jedenfalls zu bevorzugen.
- Nahverkehrsknoten sind ins Radroutennetz einzubinden, um auf der gesamten Wegstrecke Quelle-Ziel eine Alternative zum MIV anbieten zu können.
- Bei allen Baustellen ist Sorge zu tragen, dass immer eine geeignete beschilderte Umleitung und eine rechtzeitige Information besteht.
Was soll passieren?
Mit aufgestockten Mitteln (siehe Forderung 6) und mehr Personal (siehe Forderung 10) soll umgehend mit der Umsetzung eines modernen Radwegenetz begonnen werden.
Bei abnehmender Wertigkeit des MIV werden hier entsprechende Ressourcen frei. Auf Neubauten für den MIV könnte man dafür verzichten. Land und Bund sollen weitere außerordentliche Mittel zur Erreichung der Ziele bereitstellen.
Stadt und Land arbeiten bereits an Strategien für Graz und Umgebung. Diese müssen gebündelt und verstärkt werden.