Wir fordern:
Straßenbahn in alle Bezirke, hochwertige Umsteigeknoten, leistbare Ticketpreise, baulich getrennte Trassen, Tagestakt bis mind. 20 Uhr, zu Randzeiten und am Wochenende mind. alle 15 Minuten; jährliche Erhöhung der Beförderungskapazität um 5%
Daten & Fakten
Aktuelle Situation
6 Straßenbahnlinien in Graz (regulär)
38 Buslinien in Graz (regulär)
50 Umsteigeknoten in Graz
(Quelle: Holding Graz, 2019)
7 neue Wartehäuschen im Jahr 2018 (Quelle: Leistungsbericht des Hauses Graz)
Definitionen
Städtisches ÖV-Netz Straßenbahnen und Stadtbusse
Umsteigeknoten Haltestelle oder Bahnhof, an dem regelmäßig Fahrgäste von einem Verkehrsmittel zum anderen wechseln
Entflechtung Trennung der Straßenbahn- und Buslinien von viel befahrenen Straßen (durch eigene Trassen oder Beschränkung des Kfz-Verkehrs)
Beförderungskapazität Anzahl der Personen, die die jeweils angebotenen öffentlichen Verkehrsmittel in Summe nutzen könnten (abhängig von der Anzahl und Größe der eingesetzten Fahrzeuge)
Umsteigeknoten in Puntigam, eigene Trasse in Liebenau. Quelle: Martin Wolf
Hintergrund
Verdichtung des innerstädtischen ÖV-Netzes
Das gesamte Grazer Stadtgebiet muss mit hochwertigem ÖV erschlossen werden. In dichter besiedelten Gebieten ist der Schienenverkehr – Straßenbahn, Stadtbahn und S-Bahn – aufgrund höherer Leistungsfähigkeit zu bevorzugen. Weiters genießt der Schienenverkehr eine höhere Akzeptanz bei den Fahrgästen („Schienenbonus“), ist also besser geeignet, Menschen zum Umsteigen vom Auto auf den öffentlichen Verkehr zu bewegen.
Alle Grazer Bezirke an das Straßenbahnnetz anbinden
Busse erfüllen eine Zubringerfunktion und stellen Tangentialverbindungen zwischen den Schienenästen her. Das Umsteigen zwischen den einzelnen Verkehrsmitteln soll bequem an entsprechend ausgestatteten Nahverkehrsknoten erfolgen. Aktuell verfügen die Bezirke Wetzelsdorf (die entsprechende Endstation der Linie 7 liegt in Eggenberg!), Straßgang, Waltendorf und Gösting über keinen Straßenbahnanschluss. In vielen anderen Bezirken endet die Straßenbahn bereits sehr früh, anstatt den Bezirk möglichst zur Gänze bis an die Stadtgrenzen (oder sogar darüber hinaus) zu erschließen. Das im Mai 2019 präsentierte Straßenbahnausbaupaket 2023+ würde die Bezirke Wetzelsdorf, Straßgang und Gösting, sowie die Karl-Franzens-Universität endlich an das Schienennetz anbinden. Die Bauarbeiten hierfür müssen so schnell wie möglich beginnen; ein Baubeginn (frühestens) 2023 und eine Fertigstellung 2030 ist viel zu spät!
Flächendeckender ÖV auch zu Randzeiten
Derzeit verkehren viele Linien nur bis längstens 20 Uhr und werden danach entweder stark verkürzt oder ersatzlos eingestellt. Gerade bei den Tangentialverbindungen wird zudem das Angebot im Abendverkehr und sonntags stark reduziert. Dadurch verlängern sich Wege und Fahrzeiten, da mangels einer direkten Verbindung ein Umweg über das Zentrum und/oder ein zusätzlicher Umstieg in Kauf genommen werden müssen. Dies gilt es zu ändern.
Attraktiverer Abendverkehr
Derzeit wird bereits ab 17:30 das Straßenbahnnetz sukzessive ausgedünnt. Diese Praxis stammt noch aus einer Zeit, wo die Geschäfte um 18 Uhr ihre Pforten schlossen. Aus heutiger Sicht darfder Abendverkehr frühestens um 20 Uhr beginnen, bis dahin soll im dichten Tagestakt gefahren werden. Im Abendverkehr sollen alle Straßenbahnlinien in einem Intervall von mindestens 15 Minuten fahren, um lange Wartezeiten zu vermeiden. Dieser Takt soll bis Betriebsende bestehen bleiben. Das Betriebsende soll um mindestens eine halbe Stunde auf Mitternacht verschoben werden, freitags, samstags und vor Feiertagen auf 1 Uhr früh.
Jährliche Erhöhung der Beförderungskapazität
Um dem Wachstum der Stadt gerecht zu werden, muss die Kapazität des ÖV jährlich um fünf Prozent erhöht werden. Dies kann durch Taktverdichtungen geschehen, aber auch durch die Anschaffung längerer Fahrzeuge, vor allem bei der Straßenbahn. 40-Meter-Fahrzeuge müssen in Graz Standard sein, Gelenkbuslinien sollen sortenrein und auch an Wochenenden als solche betrieben werden. Dichtere Intervalle sollen durch die Entflechtung des Netzes und durch die Schaffung eigener ÖV-Trassen ermöglicht werden.
Beschleunigung und Bevorrangung des ÖV
Eigene, baulich abgetrennte Gleiskörper (vor allem Rasengleise) und Busspuren sollen den öffentlichen Verkehr vor Behinderungen schützen und den Fahrgästen einen Mehrwert bieten, der den ÖV konkurrenzfähig zum Pkw macht. Mischverkehrsstrecken sollen die Ausnahme sein und müssen grundsätzlich verkehrsberuhigt werden (z.B. Leonhardstraße). In dicht verbauten Gebieten könnte auch über eine unterirdische Führung nachgedacht werden.