1. Sichere Schulwege für Kinder

Wir fordern:

pro Jahr vor mind. zehn Schulen Verkehrsberuhigung (z.B. kein Durchzugsverkehr, keine Haltemöglichkeiten, Kfz-Verkehrsbefreiung),
inkl. Errichtung direkter und sicherer Geh- und Radwege zu diesen Schulen

Daten & Fakten

Aktuelle Situation

115 Schulen in Graz (davon 40 Volksschulen, 18 Neue Mittelschulen, 3 Sonderschulen, 24 Gymnasien, 1 Polytechnikum, 19 Privatschulen)

30% der Schüler*innen zu Fuß oder mit dem Rad im Jahr 2008
14% der Schüler*innen zu Fuß oder mit dem Rad im Jahr 2013

Definitionen

Verkehrsberuhigung    kein Durchzugsverkehr, keine Halte- und Parkmöglichkeiten in Eingangsnähe, Begegnungszone, Tempo 30, Fahrbahnverengung, Bremsschwelle u.a.

Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Schulweg.jpg

Hintergrund

Aktiv mobil in die Schule stärkt Gesundheit und Widerstandsfähigkeit der Kinder, fördert die Gehirnaktivität und erhöht die Konzentrationsfähigkeit im Schulunterricht. Auch die sozialen Kontakte werden durch diese Bewegungsart leichter geknüpft und gepflegt. Es gibt also jede Menge Argumente für einen Schulweg per Pedes, per Scooter oder mit dem Fahrrad.

Trotz der offensichtlichen Vorteile geht der Anteil an aktiver Mobilität bei Kindern zurück. Oft werden Sicherheitsargumente für das Kfz-Elterntaxi angeführt – wobei dieses selbst zum Sicherheitsproblem für radelnde oder zu Fuß gehende Schüler werden kann.

Eine wichtige Maßnahme ist daher, die Straße unmittelbar vor der Schule vom Kfz-Verkehr zu befreien. In der Südtiroler Stadt Bozen wurde schon vor mehr als 15 Jahren ein Schulstraßenmodell eingeführt, das die Straßen vor den Schulen für eine Viertel- bis halbe Stunde vor und nach dem Unterricht für den Kfz-Verkehr sperrt. Das Vorhaben wurde von einem entschlossenen Bürgermeister und einer konsequenten Stadtpolizei gegen den Widerstand von Elternvereinen und Schulen umgesetzt. Heute ist es ein Vorzeigemodell, das den Anteil der aktiv mobilen Kinder drastisch erhöht und Unfallzahlen reduziert hat. Inzwischen gibt es Anwendungen in vielen Südtiroler Gemeinden, Salzburg, Vorarlberg und sogar in London. Die Einrichtung von Geh-Gemeinschaften („Walking Bus“) war dabei ein hilfreicher Aktionsteil um dadurch das Gehen wieder zur normalen Option für den Schulweg zu machen.

Im September 2018 richtete auch die Stadt Wien vor der Ganztagsvolksschule Vereinsgasse im 2. Wiener Gemeindebezirk das „Pilotprojekt Schulstraße“ ein. „Das temporäre Fahrverbot vor der Schule hat eindeutig für mehr Sicherheit für die Kinder gesorgt“, so die Fußgängerbeauftragte der Stadt Wien, Petra Jens. Das Verkehrsaufkommen vor der Schule ist gesunken, der Eltern-Bringverkehr stark zurückgegangen. Sowohl vor der Schule, als auch im umliegenden Bereich.

Verkehrsaufkommen vor und während des Pilotversuchs “Schulstraße” in der Vereinsgasse (Rosinak 2018)

Ergebnis des Testversuchs: „Wesentlich weniger Kinder sind mit dem Auto zur Schule gebracht worden und stattdessen mit dem Roller, dem Fahrrad oder zu Fuß gekommen. In Wien ist das Interesse bei Bezirken, Schulleitungen und Elternvereinen groß. Daher werden in Wien 2019 drei neue Schulstraßen eingerichtet werden.

Ein weitergehendes Modell der Schulstraße ist jenes der dänischen Stadt Odense, wo an Schultagen die Straße vor der Schule für die Zeit von 7-17 Uhr den Schüler*innen gehört und außerhalb dieser Zeit dem Fahrzeugverkehr. Eine Schulstraße nach diesem Modell wurde auch vor einer Schule in Bregenz unter dem Namen „Gut geh Raum“ umgesetzt.

Straßen dieses Typs helfen nicht nur die Verkehrsmittelwahl am Schulweg positiv zu beeinflussen, sondern verhelfen auch zu einer neuen Einstellung zum Straßenraum. Diese neue Sichtweise geht davon aus, dass nicht automatisch jede städtische Straße 24 Stunden am Tag/7 Tage die Woche der „Monokultur“ des Fahrzeugverkehrs dient, sondern das es Bedürfnisse von Nutzergruppen gibt die zu gewissen Zeitfenstern zu bevorzugen sind.

In Graz wäre dieser Schulstraßentyp vor allem für Schulen, die nur über einen kleinen Schulhof verfügen, interessant.